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Geschäftsleute protestieren gegen Amazons Gratis-Kino in Essen

Händler protestieren gegen Amazons Gratis-Kino in Essen

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Foto: picture alliance / dpa
Der Internethändler Amazon bietet auf dem Kennedyplatz im Juli Open-Air-Kino an. In manchen Augen ein Affront.

Essen. 

Mehr Leben kann die Essener Innenstadt abends ja durchaus gut vertragen. Aber ausgerechnet Amazon?! Ausgerechnet der Onlinehändler, der den innerstädtischen Geschäften das Leben schwer macht, wird Anfang Juli auf dem Kennedyplatz die Kinoleinwand aufbauen und an fünf Abenden kostenlos Filme zeigen. Ausgerechnet der Feind Nummer 1 nutzt für seine Werbung die innerstädtische Bühne, die er mit seinem Internetkaufhaus ansonsten Klick um Klick torpediert.

Einige Geschäftsleute sind gelinde gesagt sauer. Vor allem sprechen sie der Stadt, die Amazon den Kennedyplatz für eine Miete überlässt, das nötige Fingerspitzengefühl ab. „Ich finde das unmöglich und bedanke mich sehr bei den Verantwortlichen“, sagt Marianne Menze, Geschäftsführerin der Lichtburg. Amazon wird an den Kinoabenden mehr als nur nebenbei die Werbetrommel für seinen kostenpflichtigen Video-Streaming-Dienst rühren. Das wachsende Filme-Angebot im Netz muss die Kinobranche logischerweise als Angriff auf ihre Häuser werten.

Den roten Teppich hat die städtische Essen Marketinggesellschaft (EMG) Amazon ausgerollt und sich um die Genehmigung der Kinoabende gekümmert. Wenn die EMG gerne Kino in der Innenstadt anbieten wolle, dann hätten die beiden innerstädtischen Kinobetreiber sicher gerne kooperiert, meint Menze, die in der Vergangenheit selbst erfolglos versucht hat, ein Open-Air-Kino in der City zu etablieren.

Deutliche Worte findet auch Peter Kolling, Mitinhaber der Buchhandlung Proust. Schließlich kämpfen gerade Buchhandlungen seit Jahren gegen die Marktmacht von Amazon:

Stadt versteht Aufregung nicht

Jeder Klick bei Amazon auf „Bestellen“ sei „zu guter Letzt auch ein Sargnagel für Lebensqualität, Kultur und Klima unserer Innenstädte“. Und Kolling fragt sichtlich frustriert: „Danke, liebe Stadt Essen, dass du jetzt selbst einen Sargnagel für die zukünftige weitere Verödung der Essener City einschlägst – wie viel gute Zukunft lässt sich von der Fünf-Tages-Miete Amazons realisieren?“

Der Einzelhandelsverband will sich nicht so weit gegen Amazon und die Stadt auflehnen. Man schlägt moderatere Töne an. „Ich kann durchaus verstehen, dass Händler, die hier Steuern zahlen, darüber wenig begeistert sind“, sagt Geschäftsführer Marc Heistermann. Andererseits könnte die Veranstaltung mit vielen Besuchern dem Handel auch nützen. Dieter Groppe, Prokurist bei der EMG, hält die Diskussion für weit hergeholt. „Wir reden hier nur von fünf Tagen. In meinen Augen ist das ein schönes Event.“

Open-Air-Kino auf dem Kennedyplatz: Fünfmal Platz für über 1200 Zuschauer 

Amazon lädt zum Open-Air-Kino auf dem Kennedyplatz ein. Vom 1. bis 5. Juli werden jeweils ab 20.30 Uhr bekannte Spielfilme und Serien aus dem eigenen Amazon-Prime-Programm gezeigt. Das Angebot ist kostenlos.

Wie Amazon auf Anfrage mitteilte, wird das Kino unter freiem Himmel mehr als 1200 Besuchern Platz bieten. Eine Vorab-Reservierung ist nicht möglich. Es gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die Leinwand wird auf der nördlichen Seite des Platzes stehen, so dass zum Beispiel Gäste des gegenüberliegenden Hotels „Motel one“ beste Sicht haben werden.

Das Film-Programm in Essen:

– Mittwoch, 1. Juli: White House Down und Bosch (Amazon Originals Serie)

– Donnerstag, 2. Juli: Kindsköpfe 2 und Mozart in the Jungle (Amazon Originals Serie)

– Freitag, 3. Juli: Die Tribute von Panem – Catching Fire und Transparent (Amazon Originals Serie)

– Samstag, 4. Juli: Jack Ryan – Shadow Recruit und Bosch

– Sonntag, 5. Juli: Dear John (Das Leuchten der Stille) und Mozart in the Jungle.

Absagen wegen schlechten Wetters wird Amazon unter amazon.de/kinoopenair mitteilen.