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Bochum Total – ab Donnerstag spielt die Innenstadt verrückt

Bochum Total – ab Donnerstag spielt die Innenstadt verrückt

Die Vorfreude wächst: Am Donnerstag, 2. Juli, startet Bochum Total. Bis Sonntag werden über eine halbe Million Musikfans aus ganz Europa erwartet.

Bochum. 

„Ach, ehrlich?“ Die Bochum-Total-Macher wissen nicht, wie häufig sie diesen überrascht-ungläubigen Ausruf in all den Jahren vernommen haben. „Selbst Stammbesucher“, sagt Sprecher Björn Büttner, „haben mitunter vergessen, welche späteren Rock- und Popgrößen in ihren Anfängen bei uns auf der Bühne standen.“

Silbermond, Clueso, Seeed, Kraftklub, BossHoss, Wir sind Helden, Casper, Andreas Bourani, Bosse, die H-Blockx, Kool Savas, Frida Gold oder zuletzt Mark Forster: Illustre Namen zierten die Mutter aller Innenstadtfestivals. Vom kommenden Donnerstag, 2. Juli, bis Sonntag, 5. Juli, lässt es „Mama“ zum 30. Mal krachen. Genauer: Papa. Denn der Erfinder und Mastermind von BO Total ist damals (heißt: 1986) wie heute der Gleiche: Marcus Gloria, Chef der Agentur Cooltour, der bei idealen Wetterprognosen (Büttner: „Wir kriegen das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht“) mindestens wieder die 600 000 Fans erwartet, die im letzten Jahr aus ganz Europa in die Bochumer City strömten.

80 Bands und Künstler an vier Tagen am Start

Mit seinen bewährten Partnern verheißt Gloria wieder ein Highlight für Bochum und seine Besucher. Das Jubiläum soll zwar erst 2016 groß gefeiert werden. „Dann begehen wir den eigentlichen 30. Geburtstag. Der ist für uns maßgeblich“, betont Björn Büttner. BO Total Nummer 30 ist aber auch ohne Geburtstagstorte ein Mega-Event.

Erneut heißt es: vier Tage volles Programm mit 60 Bands und Künstlern vom Newcomer bis zum Top-Act (u.a. Joris mit „Herz über Kopf“) auf drei Open-Air-Bühnen und weiteren 20 Bands bei den Indoor-Clubkonzerten. In den Umbaupausen an den großen Bühnen werden dazu auf der Wortschatz-Bühne Kleinkunst und Lesungen geboten. Hier werden hochkarätige und spannende Autoren und Comedians dem gesprochenen Wort huldigen. Das alles bei freiem Eintritt. Dies gilt auch für das Offstage-Programm, bei dem von Kneipenkonzerten bis zur Kopfhörerparty auch nach dem offiziellen Bühnenschluss um 22 Uhr im Bermuda-Dreieck die Nacht zum Tag gemacht wird

„Während sich die Besucherzahlen rasant entwickelt haben, sind wir unserem inhaltlichen Ansatz stets treu geblieben. Bochum Total ist auch weiterhin als Rock- und Pop-Festival ausgerichtet und setzt vor allem auf progressive und originelle Musik“, bekräftigt Björn Büttner. Neben Senkrechtstarter Joris gelten in diesem Jahr u.a. Twin Atlantic als Geheimtipp (Donnerstag, 20.45 Uhr). Die Schotten haben schon vor Bruce Springsteen, den Foo Fighters und 30 Seconds To Mars gespielt und machen in Großbritannien die großen Hallen voll. Gleiches gilt für Kensington (Samstag, 19.30 Uhr). Die Rockband aus Utrecht bespielte im letzten Jahr etliche Großfestivals in Europa und freut sich daheim über ausverkaufte Touren. „Beide Bands sind vielen deutschen Musikfans vielfach noch nicht bekannt. Das dürfte sich aber sehr bald ändern“, glaubt Björn Büttner.

Gleichbehandlung bei den Gagen

Ob neu oder schon arriviert: Bei Bochum Total herrscht Gleichbehandlung. Es gilt eine – vergleichsweise übersichtliche – Einheitsgage. Anders wäre ein Festival dieser Größenordnung nicht zu stemmen. Warum trotz wenig Kohle auch größere Acts so gern ins Revier kommen? „Weil wir in der Branche einen hohen Stellenwert genießen. Weil sie ein Umsonst & Draußen-Format unterstützen wollen. Und weil die Musiker viel Spaß haben“, antwortet der BO-Total-Sprecher.

Finanziell sei die Großveranstaltung gleichwohl kein Selbstläufer, sondern ein ständiger Drahtseilakt. Trotz der immensen Resonanz: Es gibt halt keine Eintrittsgelder. Der Kostenapparat allein für die Security ist zugleich massiv. Einnahmen werden allein durch den Getränkeverkauf, das Merchandising und Sponsoren generiert, darunter weiterhin die Sparkasse und Stadtwerke.

Das Festival 2015 steht gleichwohl auf sicheren Beinen. Die Standorte der Bühnen bleiben gleich. Es gilt wieder das bewährte Glasverbot. Die Festival-T-Shirts und die beliebten Supporter-Bändchen warten auf Abnehmer.

Let it rock!

Das Bühnenprogramm in der interaktiven Übersicht – sollte Ihnen die Karte nicht angezeigt werden, wechseln Sie hier bitte zur Desktop-Variante des Artikels:

Sicherheit spielt beim Innenstadt-Festival die erste Geige 

Sicherheit genießt bei Bochum Total oberste Priorität. Rechtzeitig zum Festivalstart sind deshalb die Baugruben auf der Kortumstraße zwischen Husemannplatz und Südring vorübergehend verschwunden. Die Baustelle wurde provisorisch mit einer Teerschicht versehen. Die Besucher (600 000 werden erwartet) können die Kortumstraße gefahrlos passieren. Erst nach dem Festival wird bis Herbst weitergebuddelt.

Bestand hat das Glasverbot. Seit 2010 geht Bochum Total gänzlich ohne Glasflaschen über die Bühne. Sowohl das Mitführen als auch der Verkauf von Glasflaschen sind ab 15 Uhr (Sonntag ab 13 Uhr) untersagt. Wer trotzdem Flaschen mitbringt, muss sie an den Hauptzugängen abgeben. „Der Erfolg gibt uns Recht. Wir verzeichnen erheblich weniger Sanitätseinsätze wegen Schnittverletzungen und freuen uns über ein sauberes Veranstaltungsgelände“, bekräftigen die Organisatoren.

Zusätzlich hat die Stadt für Bochum Total in diesem Jahr erstmals ein Kuttenverbot für Rockerklubs ausgesprochen. Die Polizei hatte die Verwaltung um das Verbot gebeten. Sie hat bereits bei der Cranger Kirmes gute Erfahrungen mit einer solchen Regelung gemacht. Ziel: mutmaßlich gewalttätige Rocker fernzuhalten und Konflikte zu vermeiden.

Die Verfügung gilt an allen vier Tagen auf dem gesamten Veranstaltungsgelände. Unerwünscht sind nicht nur Rockerkutten, sondern auch alle anderen Kleidungsstücke und Ausrüstungsgegenstände, auf denen sich in irgendeiner Weise Kennzeichen und Symbole von Motorradklubs wie „Bandidos“ oder „Freeway Riders“ befinden.

Best of BO-Total bei „Kumpels in Concert“ 

Die großen Jubiläums-Festivitäten stehen erst im nächsten Jahr an. Die 30. Auflage von Bochum Total wird aber immerhin mit einem echten Schmankerl gefeiert: Die Zeche präsentiert „Kumpels in Concert“.

Seit dem Start 1986 standen bei dem Umsonst-und-draußen-Festival etliche Bands und Künstler auf der Bühne, die später zu Ruhm und Reichtum gelangten (siehe Bericht oben). Der rührige Zechen-Chef und profunde Musikkenner Torsten Sickert hat eine Band zusammengestellt, die eigens für Bochum Total die größten Hits einiger dieser „Ehemaligen“ intoniert. Am Samstag, 4. Juli, um 20.45 Uhr rocken die Kumpels die Ringbühne. Torsten Sickert und Festival-Sprecher Björn Büttner warten auf einem Sofa mit Geschichten und Anekdoten auf. „Mit einer großartigen Band und einigen Gästen satteln wir zu einem wilden Ritt durch die Bochum-Total-Geschichte. Der Ring wird wackeln!“, heißt es in der Ankündigung.

Made in Bochum sind auch weitere Programmpunkte des 30. Festivals. Die blau-weißen Farben vertreten u.a. „I am Jerry“ (Donnerstag, 17 Uhr), Fußballautor Ben Redelings (Donnerstag, 17.45 Uhr), Jo Hartmann (Donnerstag, 18.15 Uhr), Freie Radikale (Freitag, 17.45 Uhr), Susanne Blech (Freitag, 20.45 Uhr), Katrins Gitarre (Samstag, 15 Uhr), die VfL-Legenden Ata Lameck und Lothar Woelk beim Bermuda-Talk (Samstag, 16.15 Uhr), Mira Boom (Sonntag, 17 Uhr), Klaus Märkert (Sonntag, 20.15 Uhr) und Pamela Falcon (Sonntag, 20.45 Uhr).

Besondere Aufmerksamkeit sollte dem Indoor-Programm gelten. Die Bermudahalle Riff (zuvor war es die Rotunde) präsentiert als Coolibri-Stage Rock vom Feinsten. Zum Auftakt am Donnerstag steigt das Finale des Campus Newcomer Festivals. Die Punkrocker von Adam Angst haben ihr mit Spannung erwartetes Konzert im Riff kurzfristig abgesagt; nach Ersatz wird noch gesucht.

Live-Mucke nach Bühnenschluss im Dreieck gibt es zudem u.a. im Tucholsky, Mandragora, ThreeSixty, Intershop und Bergwerk.

Alle Infos auf www.bochumtotal.de