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Warum Alexandra Wester lieber Leichtathletin als Model wird

Alexandra Wester: Lieber Meisterin als Model

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Foto: imago/Matthias Koch
Die Kölnerin verzichtet für ihren Olympia-Traum auf eine Laufsteg-Karriere. Die Weltjahresbeste im Weitsprung will jetzt ihren ersten Titel holen

Köln. 

Für Alexandra Wester ist das kommende Wochenende ein ganz Besonderes. Die 21-Jährige will ihrem Trainer Charles Friedek unbedingt ein ganz außergewöhnliches Geschenk machen. „,Hey Alex’, hat Charles zu mir gesagt, ,tu mir bitte einen Gefallen, ich würde gern eine Deutsche Meisterin trainieren.’“ Die Chancen auf die Erfüllung seines Wunsches stehen für den Dreisprung-Weltmeister von 1999 sehr gut: Seit ihrem Satz vor knapp zwei Wochen beim Hallen-Istaf in Berlin auf 6,95 Meter führt Alexandra Wester die Weltjahresbestenliste im Weitsprung an.

Wester ist die Senkrechtstarterin des Leichtathletik-Winters. Für Weitsprung-Bundestrainer Uli Knapp ist sie ein Glücksfall. „Alexandra ist leistungsstark, und man hat in Berlin gesehen, wie sie mit dem Publikum agieren kann. Sie kann absolut zu einem Gesicht werden für die deutsche Leichtathletik.“ Die Tochter einer Ghanaerin und eines deutschen Wasserbauingenieurs bringt alles mit, was eine Sportlerin im 21. Jahrhundert haben muss, um ein Star zu werden. Sie ist eloquent, sieht blendend aus und ist auf dem Sprung zur Weltspitze.

Dreimal bei der Fashion Week in Berlin

Alexandra Wester weiß sich zu präsentieren. Nicht nur auf der Weitsprunganlage, auch auf dem Laufsteg. Als Model hat sie großes Potenzial. Schon dreimal machte sie auf dem Catwalk der renommierten Fashion Week in Berlin eine gute Figur. „Ich hätte als Model sicherlich mehr Geld verdienen können als in der Leichtathletik, aber der Weitsprung ist eine Herzensangelegenheit“, begründet sie ihre Entscheidung, warum sie sich lieber auf der Tartanbahn als auf dem Laufsteg präsentiert. Die Weitspringerin vom ASV Köln hat auch die negativen Aspekte der Model-Szene hautnah erlebt. „Einige Designer stehen wirklich auf sehr dünne Models. Damit kann ich nichts anfangen. Ich habe sogar den Spruch gehört, dass ich zu dick sei“, erzählt die 1,80 Meter große und 64 Kilo schwere Athletin.

In diesem Jahr hat sie schon zwei Model-Jobs ausgeschlagen. „Für mich zählt jetzt nur der Sport. Ich will mir meinen Traum von Olympia erfüllen“, sagt sie. Vor vier Jahren schien die Karriere der Alexandra Wester allerdings schon vorzeitig beendet zu sein. Die talentierte Siebenkämpferin rutschte im Regen beim Hürdenlauf aus und riss sich die Kreuzbänder im Knie. Den Mehrkampf hat sie aufgegeben, weil ihr Körper diese Belastungen nicht aushält. Den Glauben an eine Karriere in ihrer Lieblingsdisziplin Weitsprung hat sie jedoch nie verloren. „Die Alexandra wird es eh nicht schaffen, haben viele gesagt“, erinnert sie sich. „Deswegen ist dieser 6,95-Meter-Sprung auch so eine große Befreiung für mich. Wenn du dein Ziel erreichst, fühlst du dich wie eine neue Person mit größerem Selbstbewusstsein.“

„Ich weiß, wie schnell es wieder schlecht laufen kann“

Die neue Alexandra Wester genießt das immer größer werdende Interesse an ihrer Person. Doch so weit sie auch springt, ihre Bodenhaftung will sie nicht verlieren: „Ich weiß, wie schnell es im Sport auch wieder schlecht laufen kann.“ Negative Gedanken braucht sie sich derzeit nicht zu machen. Erst einmal will sie ihren sportlichen Höhenflug in vollen Zügen genießen. Zunächst am Wochenende bei den Deutschen Meisterschaften und dann bei der Hallen-WM vom 17. bis 20. März in Portland. Während der schnellste Deutsche, Sprinter Julian Reus vom TV Wattenscheid, wegen des späten Termins einen WM-Start ausschließt, wird Alexandra Wester auf jeden Fall in die USA reisen. „Auf die WM freue ich mich riesig. Ich will zum ersten Mal das deutsche Trikot tragen.“