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Reif für die eigene Insel

Reif für die eigene Insel

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Foto: WAZ

Kaufen ist etwas für Superreiche. Urlauber können sich jetzt die besondere Ferien-Atmosphäre mieten

Wer sich keine eigene Insel leisten kann, kann sich auch eine mieten. In Kanada ist das schon für unter 100 Euro pro Tag möglich, Unterkunft und Exklusivität inklusive. Auf den Seychellen und in der Karibik warten schließlich die Luxus-Varianten. Die sind dann wiederum etwas für Urlauber mit dickerem Geldbeutel. Gerade einmal 20 Helikopterminuten von der neuseeländischen Hauptstadt Wellington entfernt liegt Forsyth Island. Die Maori nennen die etwa 700 Hektar große Insel in den Marlborough Sounds „Te-Paruparu”, was so viel bedeutet wie „Die Gute”. Das Gute an diesem herrlichen Eiland: Jeder kann es mieten. Mal von ein paar Schafen und Lamas abgesehen, ganz für sich allein – mit sieben selbst gewählten Gäste.

Mit etwas mehr als 1000 Euro pro Tag müssen Urlauber kalkulieren, doch dafür ist ja auch schon die Übernachtung in der exklusiven Lodge im Preis inbegriffen. Gut zu wissen: Die vielen Fenster und die verschwenderische Verwendung von Holz bringen trotz High-tech an allen Ecken ein natürliches und gemütliches Ambiente in das Haus. Und das Verwalterehepaar bringt frische Meeresfrüchte, Obst und landestypische Gerichte auf den Tisch. Den Absacker danach gönnen sich die Deluxe-Robinsons am besten auf der Terrasse, wo der unglaubliche Blick auf die vorgelagerten Inseln, das offene, von Seehunden und Delfinen bewohnte Meer und die bewaldeten Bergkämme und imposanten Steilküsten allein schon berauscht.

Eine Insel erzeugt, bis zu einer gewissen Größe jedenfalls, fast immer eine ganz private und besondere Atmosphäre. Ob es nicht zuletzt daran liegt, dass sie einem so gut Schutz bietet, und das zu allen Seiten? Man sich auf ihr herrlich einrichten und von fremden Einflüssen fernhalten kann? Vermutlich sind es mehrere Gründe, warum Inseln als Ferienorte ganz besonders beliebt sind. Und keiner weiß das besser als der bekannteste Inselhändler der Welt, Farhad Vladi, zu dessen Kunden Nicolas Cage, Diana Ross und der Schah von Persien zählen. Rund 2000 Inseln hat er seit 1971 verkauft, jährlich etwa 40. Zurzeit bietet der Kanadier mit dem Hauptbüro in Hamburg rund 120 Inseln zum Verkauf und über 130 zur Miete an.

Und genau das wissen die wenigsten: Auch Ottonormaltourist kann sich zum Insel-oberhaupt krönen lassen, für eine kurze Zeit zumindest. Und der Mietpreis fällt mitunter günstiger aus als bei Forsyth Island. Für eine Privatinsel an der Ostküste Kanadas etwa geht es schon ab 100 Euro pro Tag los. Die Unterkunft in einem typisch kanadischen Blockhaus auf der 40 000 Quadratmeter großen Insel Sleepy Cove im Shubenacadie Grand Lake in Nova Scotia etwa kostet etwa 88 Euro pro Tag. Die einzigen Mitbewohner der Insel sind ein Entenpärchen und ein paar Eichhörnchen. Ein anderes Beispiel aus Kanada ist Hunt Island im großen Ponhook Lake. Für knapp den doppelten Preis wie Sleepy Cove können hier bis zu sechs Gäste wohnen – und das wie bei allen Mietinseln exklusiv.

Ganz für sich allein sind auch die Gäste von Taprobane Island, von der das renommierte Reisemagazin „Condé Nast Traveller” schwärmt: „Auf dem kleinen Eiland vor der Küste Sri Lankas befindet sich eine der 50 romantischsten Villen der Welt.” Wie wahr: Die in den 1920er-Jahren im Kolonialstil erbaute Villa mit ihren vier Doppelzimmern und einer Suite entführt die handverlesene Urlaubergruppe in eine andere Welt.

Auch in der Karibik warten etliche Eilande zum Mieten. Etwa die 21 Hektar große Little Thatch, die zu den britischen Jungferninseln gehört. Nur wenige Minuten mit dem Boot von Tortola entfernt, wurde die Insel von ihren englischen Eigentümern vor wenigen Jahren bewohnbar gemacht. Eine weitere Karibikperle ist Bonefish Cay auf den Bahamas. Wer sich auf dem Eiland samt Refugium niederlassen will, der muss aber tief in die Tasche greifen: Rund 50 000 Euro werden pro Woche fällig. Dafür stehen auch zwei Villen und das große Haupthaus samt aufwendigem Dekor, Extravaganzen und modernsten technischen Anlagen zur Verfügung. Und ein Gourmetkoch.

Für einen Urlaub auf den beiden Privatinseln Necker Island (Virgin-Chef Sir Richard Branson) und Musha Cay (Magier David Copperfield) muss lange gespart werden: Eine Nacht kostet zwischen 33 000 und 37 000 Euro – inklusive allem und 50 Angestellten.

In der Champions League spielt auch die Seychellen-Insel Cousine Island, übrigens die erste Insel, die Vladi Anfang der 1970er-Jahre erstand und somit sein Inselimperium begründete. Sie ist mit nur 1,4 Kilometer Länge und 800 Meter Breite eine der kleinsten Granitinseln der Seychellen, aber eine der exklusivsten. Besonders exklusiv: Ab 6500 Euro pro Tag kann man gleich die komplette Insel samt vier riesigen Gästevillen mieten. Große Suiten und erlesene Speisen sind das eine, die überwältigende Natur das andere. Und Cousine Island gilt als eines der letzten privaten Naturschutzgebiete. Ob Seychellen-Riesenschildkröte, Seychelles Mac Pie Robin, einer der seltensten Vogelarten der Welt, Nektarvogel oder Sychellenweber – es wimmelt vor eindrucksvollen Tieren.

Wer denkt, einsame Inseln gibt es nur am Ende der Welt, der irrt. In Skandinavien warten Angebote ebenso wie in Frankreich oder Irland. Das auf der irischen Trinity Island befindliche Steinhaus mit drei Schlafzimmern lässt sich bereits für eine Wochenendpauschale ab 600 Euro mieten. Und auch hier stellt sich sehr rasch das berühmt-berauschende Inselgefühl ein. Wohin man auch blickt: Wasser, Natur, Ruhe.