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Tomorrowland – das Geheimnis des „besten Dance-Event der Welt“

Tomorrowland – das Geheimnis des besten Dance-Event der Welt

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Tomorrowland 2012 Foto: Poli Minas
Alle 180.000 Tickets binnen weniger Sekunden verkauft – Besucher aus über 75 Nationen – gekürt mit dem Titel „Bestes Dance-Event“ weltweit. Die Superlative zum dreitägigen Tomorrowland-Festival am vergangenen Wochenende in Belgien ließen sich endlos fortsetzen. Weshalb fasziniert dieses Event in unserem Nachbarland die Menschen so sehr? Die WAZ-Mediengruppe begibt sich dafür auf eine faszinierende Reise in ein mystisch angehauchtes Märchenreich.

Boom. 

Ziel ist eine kleine Gemeinde mit 17.000 Einwohnern namens Boom in der Region Flandern – rund zehn Minuten von Antwerpen entfernt. Während Tausende Menschen die Hauptstraße entlang Richtung Tomorrowland-Festival-Gelände marschieren, sind am Straßenrand immer wieder verzweifelte Gesichter zu sehen. „I need a Ticket“ steht auf zahlreichen Plakaten. „Ich muss da unbedingt rein“, sagt Tom mit flehender Stimme. Er ist extra aus Amsterdam angereist, um sein Glück zu versuchen – ein schwieriges Unterfangen. Der Tomorrowland-Veranstalter „ID&T“ hat die Tickets nur personalisiert herausgegeben. Da hatte zumindest der Schwarzmarkt vor dem Gelände kaum eine Chance.

Tomorrowland 2012 war binnen Sekunden ausverkauft

Zwei Millionen Menschen hatten vor einigen Monaten via Internet versucht, eine der begehrten Eintrittskarten zu erhaschen. Nur Sekunden hatte es laut „ID&T“ gedauert, bis sämtliche 180.000 Tickets verkauft waren. Für den stolzen Preis von 172,50 Euro für drei Tage bekommen die Tomorrowland-Besucher 300 DJs auf 16 verschiedenen Bühnen geboten – darunter Koryphäen wie Swedish House Mafia, David Guetta, Avicii, Roger Sanchez, Paul van Dyk, Fatboy Slim, Martin Solveig, Carl Cox, Sven Väth und der dreifache Grammy-Gewinner Skrillex.

Der eigentliche Star ist allerdings das Tomorrowland selbst. Das verspielte Gelände im De Schorre Park schlängelt sich entlang von kleinen Seen über Hunderttausende Quadratmeter bis zur Hauptbühne, die wie in einem Amphitheater liegt. Über 40.000 Menschen fasst der Bereich. Auf den steilen Rängen hatten die Veranstalter extra Rollrasen ausgelegt, damit es weder staubt noch bei Regen eine schlammige Angelegenheit werden kann.

Gigantische Märchen-Bühne mit Sommernachts-Phantasien

Selten hat es bei einem Festival so eine gigantische Bühne (140 Meter breit, 139 Tonnen schwer) gegeben wie bei Tomorrowland 2012. Vor der spektakulären Optik mit übergroßen Märchenbücher-Covern wirken die DJs wie Zwerge an ihren Mischpulten. Große Leinwände wurden in die verspielt wirkenden Bücher eingeklinkt, die Zuschauer, DJs und Sommernachts-Fantasien zeigen – „Gestern ist Geschichte, Heute ist ein Geschenk, Morgen ist Mystery“ ist das Motto.

Für viele Gäste bedeutet die Reise ins Tomorrowland das Eintauchen in eine imaginäre Parallelwelt, in der die Alltagssorgen am Eingang abgegeben werden und sich die Besucher von der Musik und visuellen Einflüssen treiben lassen können. Es sind nicht nur die gigantischen Bühnen, sondern auch viele Kleinigkeiten, die den Charme des perfekt organisierten Tomorrowland-Festivals ausmachen.

Aus einem Hubschrauber wurden Rosenblüten über die tanzenden Besucher verteilt, am Abend erleuchteten zahlreiche teils auf die Musik abgestimmte Feuerwerke den Himmel. Rund 200 Gaukler und Performance-Künstler säumen die Wege in Kostümen, die jeden Kostüm-Designer in Hollywood stolz machen würden. Sie sind keine Zierde, sondern suchen den direkten Kontakt zu den Besuchern.

Tomorrowland-Besucher stammen aus über 75 Ländern

Kanada, Südafrika, Australien, Chile, Brasilien, Schweden und Japan – das ist nur eine kleine Auswahl der über 75 Länder, aus denen die Besucher extra für das Festival nach Belgien gereist sind. Über 20.000 davon haben in der Campingstadt Dreamville übernachtet. Für die Fans der elektronischen Musik ist Tomorrowland ihr „Woodstock“ der Neuzeit.

Die Märchenwelt in Boom ist weit mehr als ein Musik-Event. Es ist ein Treffen verschiedenster Kulturen. Stolz zeigen die Besucher mit um den Körper geschlungenen Fahnen ihre Herkunft. „Hier sind so viele Länder so friedlich zusammen – einfach unglaublich. Das ist das beste Publikum und das beste Festival der Welt“, jubelt David Guetta und ist teils mehr damit beschäftigt, die Arena mit seinem Smartphone zu filmen, als sich auf sein DJ-Set zu konzentrieren.

Swedish House Mafia als emotionaler Höhepunkt

Das größte Problem für die Tomorrowland-Besucher ist die Wahl der Bühne. Egal, welche Entscheidung man fällt, an anderer Stelle legt ein Künstler Platten auf, den man ebenso gerne gesehen hätte. Dabei ist das Angebot der Stilrichtungen elektronischer Musik enorm vielfältig. Es geht von klassischem Techno-, Progressive- oder Trance-Sound bis zu Hardcore und Swing untermalt mit House-Beats.

Absoluter Höhepunkt war der zweistündige Auftritt der „Swedish House Mafia“. Nur wenige haben in den letzten Jahren die elektronische Musik-Szene mit ihren Produktionen, Remixen und ihren energiegeladenen Live-Shows so sehr geprägt wie die drei Schweden Axwell, Sebastian Ingrosso und Steve Angello. Der Auftritt bei Tomorrowland gewann auch deshalb eine ganz besonders emotionale Atmosphäre, weil er einer der letzten des Trios war. „Vielen Dank für die Liebe, die Ihr uns entgegen gebracht habt – ihr seid die Legenden“, bedankte sich die „Swedish House Mafia“, die erst kürzlich ihre baldige Trennung bekannt gegeben hatte.

David Guetta hüpft mit 40.000 Tomorrowland-Fans in der Arena

Alles perfekt in der Märchenwelt von Tomorrowland? Nicht ganz! Dem Regenschauer bei David Guetta am Sonntagabend trotzten die Besucher und hüpften stattdessen noch mehr zu den Beats des Franzosen. Als die Technik allerdings für zehn Minuten ausfiel, musste Guetta selbst als Entertainer ran und animierte seine Fans zu allerlei Choreographien.

Am Sonntagabend um 0 Uhr schloss sich das diesjährige Kapitel des Tomorrowland mit den letzten Klängen von Steve Aoki. Bis zum nächsten Jahr werden die Fans die Zeit mit zahlreichen Live-Aufnahmen auf YouTube überbrücken müssen. Der offizielle Aftershow-Film von Tomorrowland 2011 schaffte binnen eines Jahres über 45 Millionen Klicks – auch das ist eine Marke, die die Einzigartigkeit des Festivals unterstreicht.