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Was Herzkranke auf Reisen beachten müssen

Was Herzkranke auf Reisen beachten müssen

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Foto: WAZ Foto Pool
Gerade ältere Menschen leiden unter Herzproblemen. Wenn sie verreisen möchten, sollten sie ihren Urlaub gut vorbereiten. Hier einige Tipps des Herzspezialisten Professor Thomas Budde.

Essen. 

Millionen Deutsche sind wegen Herzproblemen in ärztlicher Behandlung. Sie leiden unter Herzrhythmusstörungen, einer Verengung der Herzkranzgefäße, sie haben schon einen Herzinfarkt erlitten oder müssen mit Bypässen, Herzschrittmachern oder künstlichen Herzklappen leben. Herzkranke, die verreisen wollen, sollten ihren Urlaub gut vorbereiten, rät Professor Thomas Budde, Kardiologe und stellvertretender Ärztlicher Direktor des Essener Alfried Krupp Krankenhauses.

Die Wahl des Reiseziels

Herzkranke sollten in keine extrem warmen oder extrem kalten Gegenden fahren. Auch ein Urlaub in über 2000 Metern Höhe ist nichts für sie. Grundsätzlich gilt: Was Gesunde anstrengt, kann Herzkranke überanstrengen. Keine schweren Bergtouren, keine Wüstensafaris planen. Lange Autofahrten vermeiden, immer wieder Zwischenstopps bei der Anreise zum Ferienziel einplanen, bei weiten Strecken eine Zwischenübernachtung.

Für den Fall der Fälle

Herzkranke sollten ein Urlaubsziel wählen, das ihnen im Notfall auch eine gute medizinische Versorgung bietet. Man muss auch klären, ob man sich dort sprachlich verständigen kann. Tipp: Von der Webseite der Deutschen Herzstiftung kann man sich auch kostenlos Sprachführer herunterladen (www.herzstiftung.de/broschueren.html). Man sollte wissen, unter welchen Rufnummern man einen Arzt, eine Klinik oder einen Rettungswagen erreicht. In Ländern der EU lautet die Notrufnummer 112. Hat man ein komplexes Herzproblem, sollte es im oder nahe am Urlaubsort einen Kardiologen geben. Wichtige Unterlagen zur Erkrankung sollte man in den Ferien in der Handtasche oder im Portemonnaie bei sich haben.

Urlaubs-Vorbereitungen

Drei Wochen vor der Reise sollte man sich auf jeden Fall noch einmal vom betreuenden Arzt oder einem Kardiologen untersuchen lassen. Leute, deren Herzkranzgefäße geschädigt sind, sollten auch ein Belastungs-EKG machen. Ins Reisegepäck (bei Flügen ins Handgepäck) gehören: der letzte Arztbrief – sei es aus der Klinik oder einer Arztpraxis. Auch den Ausweis für einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator mitnehmen, ebenso einen Dilatationsbericht. Wer an einer Herzinsuffizienz leidet oder litt, muss auch den Befund vom letzten Ultraschall einpacken.

Wer bei Herzproblemen nicht reisen darf 

Nicht reisen darf man bis zu drei Wochen nach einem Herzinfarkt. Verlief dieser kompliziert, ist man länger nicht reisefähig. Nicht reisen darf man bis zu drei Wochen, nachdem die Herzkranzgefäße erweitert wurden oder man einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator bekommen hat. Hatte man eine Herz-OP, ist eine Reise bis zu sechs Wochen nach dem Eingriff tabu. Gab es infolge der Operation Komplikationen, verlängert sich der Zeitraum deutlich. Wer unter Angina Pectoris leidet und schon bei geringer Belastung Probleme oder Schmerzen in der Brust hat, darf auch nicht reisen. Dies gilt ebenso für Leute, bei denen die Häufigkeit und/oder Intensität der Schmerzen in der Brust in der letzten Zeit deutlich zugenommen haben. Zu Hause bleiben muss leider auch, wer unter Luftnot bei niedriger Belastung oder zunehmender Luftnot leidet, Leute, die wiederholt Schwindel haben oder in letzter Zeit unter einer Bewusstlosigkeit litten.

Grundsätzlicher Tipp: Immer mit dem behandelnden Arzt über die Reisefähigkeit sprechen.

Herzkranke und das Fliegen

Fliegen sollte man nur bei einem stabilen Herzzustand! Der Grund: Der erhöhte Sauerstoff-Verbrauch des Herzens an Bord kann bei Herzpatienten – vor allem mit einer Einengung der Herzkranzgefäße – zu Angina Pectoris, Rhythmusstörungen und zur Verschlechterung der Symptome einer Herzschwäche führen. Menschen mit einer instabilen Angina pectoris, welche mit unkontrollierten Herzrhythmusstörungen, Herzpatienten mit Anämie und Menschen mit schweren Herzfehlern sollten am Boden bleiben. Man sollte auch über die Länge eines Fluges nachdenken. Bekommt man bei einem Transatlantik-Flug Beschwerden, kann das sehr problematisch werden.

Das Thema Medikamente

Ausreichend Medikamente mit in den Urlaub nehmen. Am besten ein Drittel mehr, als man in den Ferien benötigt. Es kann auf Reisen immer zu Verzögerungen kommen. Viele denken: Dann bestelle ich die Medikamente im Ausland eben über das Internet. Hier besteht die Gefahr, an Medikamenten-Fälschungen zu geraten! Bei Flügen gehören wichtige Arzneien ins Handgepäck. Einen Brief vom Arzt mitnehmen, in dem steht, dass man diese benötigt.