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Zu wenig Bademeister im Revier: In Duisburg bleiben Bäder zu

Zu wenig Bademeister im Revier: In Duisburg bleiben Bäder zu

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Naturbad Styrum Foto: Oliver Müller
  • Fachkräftemangel am Beckenrand bereitet Städten Probleme
  • Kommunen suchen bei der DLRG und Zeitarbeitsfirmen nach Mitarbeitern
  • Verband der Schwimmmeister: 2500 bis 3000 Fachkräfte fehlen

NRW. 

Zahlreichen Kommunen fehlen die Retter am Beckenrand. Deutschlandweit herrscht ein Mangel an Fachangestellten für Bäderbetriebe – kurz: Bademeister. Einige Städte müssen bereits koordinieren, wann sie welches Bad öffnen können, ohne dass die Sicherheit zu kurz kommt. In Duisburg bleiben während der Sommersaison manche Hallenbäder geschlossen, der Aquapark in Oberhausen kann den Betrieb nur mit Mühe aufrecht erhalten. Vielerorts sind Bewerbungen für die Sommersaison auch jetzt noch gern gesehen.

„Es ist gesetzlich nicht vorgeschrieben, dass eine Fachkraft am Becken steht“, erklärt Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister. Badbetreiber könnten auch Rettungsschwimmer als Aufsichtskräfte einstellen, die sich beispielsweise bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) qualifiziert haben. „Aber das ist eine heikle Kiste, wenn dann wirklich etwas passiert“, sagt Harzheim. In solchen Fällen würde die Verantwortung bis nach oben durchgereicht und bei städtischen Bädern schließlich beim Bürgermeister landen. Deshalb sollten Kommunen ein Interesse daran haben, dass Fachkräfte anwesend sind. „Und da haben wir das Problem: Die kosten Geld.“

Ordnungsgemäßer Badebetrieb nicht gewährleistet

In Duisburg musste die Stadttochter DuisburgSport bereits die Notbremse ziehen. Wegen des Fachkräftemangels könne „bedauerlicherweise ein ordnungsgemäßer Badebetrieb derzeit nicht gewährleistet werden“. Deshalb werde zur Zeit je nach Wetterlage entschieden, ob man die wenigen Kräfte in die Hallen- oder die Freibäder schickt. Für eine komplette Besetzung allerorts reicht es nicht. DuisburgSport sei aber „auch weiterhin bestrebt, kurzfristig entsprechende Fachkräfte einzustellen, um dem Fachkräftemangel zu begegnen“, damit der Badebetrieb wieder in vollem Umfang aufgenommen werden kann, erklärt die Stadt.[kein Linktext vorhanden]

In Essen gebe es derzeit genügend festangestellte Bademeister, heißt es im Rathaus. Damit könne man den normalen Betrieb sicherstellen – solange es nicht über einen längeren Zeitraum sonnig und warm wird. „Sollte es mal wieder richtig brummen, haben wir aber auch alles eingeleitet, damit genügend Personal zur Verfügung steht“, erklärt eine Sprecherin. Dann werde man zusätzlich auf Rettungsschwimmer zurückgreifen. Dennoch gelte, „wie wohl in allen anderen Städten“, auch in Essen: „Wenn sich noch jemand als Rettungsschwimmer bewerben möchte, wären wir um jede Bewerbung dankbar.“

Vergebliche Suche nach Azubis

In Oberhausen bemüht man sich darum, selbst auszubilden – was der Stadt auch gelingt. Hier ist die jeweils eine Stelle im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr besetzt. Der Aquapark allerdings hat ein Problem. „Wir haben unsere Ausbildungsstelle in diesem Jahr nicht besetzt bekommen“, erklärt Timo Schirmer, Betriebsleiter des Freizeitbads. Trotz eines „Azubitags“ fand man keine geeigneten Bewerber. Und auch genügend Rettungsschwimmer zu bekommen, sei schwierig. „Wir laufen sehr stark am Limit. Wir suchen seit Wochen und Monaten über alle Kanäle Rettungsschwimmer und Fachangestellte. Noch kriegen wir es gestemmt, aber wenn Krankheitsfälle oder ähnliches kommen, dann haben wir ein Problem“, sagt Schirmer.

Der Aquapark arbeitet bereits mit einer Zeitarbeitsfirma zusammen, Anzeigen in überregionalen Zeitungen und im Internet brachten keinen Erfolg. „Wir haben auch schon die DLRG und die anderen Vereine, die bei uns trainieren, angesprochen“, erklärt der Betriebsleiter. „Vielleicht können sie uns Leute schicken. Wir setzen alle Hebel in Bewegung.“

Entspannte Situation in Dortmund und Hagen

Weit weniger dramatisch ist die Situation in Dortmund. Zwar spüre man auch hier, dass Fachkräfte, Rettungsschwimmer und Bewerber für die Ausbildungsplätze „nicht dicht gesät sind, aber wir haben zum Großteil unsere Positionen belegt“, betont Claudia Heckmann vom Badbetreiber Sportwelt Dortmund. „Wir sind keine städtische Gesellschaft, sondern eine Vereinsgesellschaft. Vielleicht ist unser Vorteil, dass wir mit der DLRG und Schwimmvereinen zusammenarbeiten. Die Vereine stellen uns auch Rettungsschwimmer für den Beckendienst zur Verfügung“, erläutert Heckmann.

Derzeit gleich neun Auszubildende zum Fachangestellten für Bäderbetriebe gibt es in Hagen. „Die Zahl kann sich auch mal verändern, denn wir nehmen nur die, bei denen wir merken, dass wirklich Interesse da ist“, betont Detlef Recka von der Hagener Versorgungs- und Verkehrs-GmbH. „Es können also auch mal weniger werden – aber auch mal mehr, wenn sich entsprechende Leute melden.“

2500 bis 3000 Fachkräfte fehlen

Tatsächlich sei Nordrhein-Westfalen das Bundesland, in dem am meisten ausgebildet werde, sagt Peter Harzheim vom Bundesverband Deutscher Schwimmmeister. 30 bis 70 Azubis seien es in anderen Bundesländern, 150 bis 200 Azubis stünden hingegen gerade wieder in NRW vor der Prüfung. Doch sei auch diese Zahl noch zu gering. Nach einer Schätzung des Verbands gibt es etwa 7000 Bäder in Deutschland sowie 26.000 bis 27.000 Fachkräfte. „Da fehlen ungefähr 2500 bis 3000.“