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Weihnachtsmotiv bringt Müllermilch Rassismusvorwurf ein

Weihnachtsmotiv bringt Müllermilch Rassismusvorwurf ein

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muellermilch2~49c86b1c-5e85-4038-aeee-f5241cb2efd2.jpg Foto: FMG
Eine Frau mit dunkler Haut wirbt lasziv für Müllermilch, Sorte Schoko. Rassismusvorwürfe kontert die Firma: „Passt Banane besser“?

Augsburg. 

Aufregung um die Weihnachtsedition von Müllermilch. In sozialen Medien wird dem Unternehmen Rassismus und Sexismus vorgeworfen. Der Grund: Auf der Flasche mit Schokoladenmilch prangt „Sharon Sheila Schoko“, wie Müller die dunkelhäutige Figur nennt, die lasziv in einem Sessel sitzt. Das Unternehmen weist Rassismusverdacht zurück – und hat aus Sicht der Initiative Schwarzer Menschen (ISD) in Deutschland nicht verstanden, was Rassismus ist.

An Pin-Ups der 50er-Jahre angelegte Motive als weihnachtlichen Schmuck für Milch – über die Idee kann man streiten. Was jetzt diskutiert wird, ist für Marketingchef Markus Geprägs „letztendlich reine Geschmackssache, die nicht überinterpretiert werden sollte“. Nach Angaben des Unternehmens sind die zeitlich begrenzt erhältlichen Motive beliebte Sammelmotive. Die Weihnachtsedition hat gerade erst die Halloween-Motive abgelöst.

Der Journalist Marc Bourkel hatte Flaschen in einem Luxemburger Supermarkt gesehen und ein Foto getwittert. Die Reaktionen folgten prompt: Eine „Limited Edition für Sexshops“ ist noch eine humorvoller Variante . Viele Twitter-Nutzer halten dem Unternehmen offen Sexismus und Rassismus vor.

Die Aufregung kann Müllermilch nicht nachvollziehen. In der vom Unternehmen verbreiteten Erklärung heißt es, die Motive seien „weitaus weniger freizügig als das, was seit einigen Jahren oftmals in Anzeigen, TV-Spots und quer durch alle Medienformen tagtäglich an nackter Haut zu sehen ist“.

Müllermilch: Welche Variante passt besser?

Rassismus will sich das Unternehmen auch nicht nachsagen lassen: Der „gleiche, falsche Vorwurf“ wäre auch gekommen, hätte man auf die Figur der Sharon Sheila Schoko verzichtet und ausschließlich weiße Motive verwendet, so das Unternehmen. Dort wird nicht der Sinn der Kampagne in Frage gestellt, sondern Details aufgegriffen: Es sei nicht einfach zu beantworten, welche Geschmacksvariante besser zu der dunkelhäutigen Frau passen würde. „Passte die Banane besser? Oder die Erdbeere?“

Auf Twitter machen sich erste Nutzer über die Debatte lustig: „Skandal. Ich verlange von Müller einen, bevorzugt homosexuellen, weißen Mann auf der Vanillemilch Verpackung.“ Das Unternehmen hält fest: „Rassismus in irgendeiner Form ist keinesfalls unsere Intention.“

Genau da liege das Problem, sagt Tahir Della, Vorstandsmitglied der ISD. Er spricht von einem sehr verengten Rassismusverständnis: „Das Problem ist, wenn die Definition bei Nichtbetroffenen liegt und nicht bei den Betroffenen.“ Die Absicht spiele keine Rolle bei der Frage. „Das Motiv ist rassistisch und sexistisch“, sagt Della.

Müllermilch kämpft gegen falsche NPD-Gerüchte

Für viele Menschen ist Müllermilch ein willkommenes Ziel von Kritik. Obwohl das Unternehmen bereits 2007 deutlich Position bezogen und sich von der NPD klar distanziert hat, hält sich der Glauben, Müllermilch unterstütze die Partei. Unbeliebt gemacht hatte sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit außerdem, als es – mit 70 Millionen Euro Subventionen gefördert – ein Werk bei Dresden eröffnete und zugleich zwei ältere Werke schloss, in denen mehr Menschen gearbeitet hatten. Der BUND hatte den Fall in einer Studie „Müller-Milch melkt Steuerzahler“ aufgegriffen.