Veröffentlicht inPanorama

Prügelstrafe für zwei deutsche Graffiti-Sprayer in Singapur

Prügelstrafe für zwei deutsche Graffiti-Sprayer in Singapur

Die Reue kam zu spät. Zwei deutsche Graffiti-Sprayer wurden in Singapur verurteilt. Am härtesten dürfte die Prügelstrafe für sie sein.

Singapur. 

„Ich habe meine Lektion gelernt und werde es nie wieder tun“, lamentierte der 22-jährige Andreas von Knorre am Donnerstag vor einem Gericht in Singapur. Sein 21-jähriger Kumpel Elton Hinz war nicht weniger kleinlaut: „Ich verspreche, ich tue es nie wieder.“ Die Reue kam ein wenig spät. Aber es dürfte keinen Zweifel geben, dass sie echt ist.

Denn zwei Sachsen aus Leipzig müssen nicht nur neun Monate hinter Gitter, weil sie im vergangenen Jahr in einer Bahndepot eingebrochen waren und Waggons besprüht hatten. In den kommenden Tagen werden sie als erstes Bekanntschaft mit einer kulturellen Hinterlassenschaft der kolonialen Tradition britischer Zivilisation schließen. Der Richter brummte jedem der beiden jungen Männer wird drei Schläge mit dem Rohrstock auf den nackten Hintern auf.

Der südostasiatische Stadtstaat verfügt über strenge Regeln

Im vergangenen Jahr waren die beiden jungen Männer weniger kleinlaut. Drei Mal versuchten sie, über den Zaun ins Bahndepot zu gelangen. Der südostasiatische Stadtstaat mit seinen strengen Regeln stellt eine Herausforderung für „Sprayer“ dar. Der Stadtstaat verunstaltet seine Fassaden und Züge lieber mit Werbung.

Nachdem erfolgreichem Farbdoseneinsatz, setzten sich die Leipziger ins Nachbarland Malaysia ab. Ganz so einfach wie die beiden Sachsen sich das vorgestellt hatten, waren die Behörden nicht zu übertölpeln. Sie wurden vor dem Abflug nach Australien am Flughafen von Kuala Lumpur aufgegriffen und stante pedes zurück nach Singapur expediert.

Einfuhr von Kaugummi ist verboten

Nun müssen die beiden sich den unglaublichen Schmerzen der mittelalterlichen Strafe, die 2012 etwa 2700 mal in Singapur verhängt und vollzogen wurde, stellen. Hinzu kommt die Demütigung.

Singapur, das in nahezu deutsch anmutender Reglementierungswut die Einfuhr von Kaugummi verbietet und den Alltag mit Regeln versieht, bleibt auch beim Rohrstock seinen akribischen Gepflogenheiten treu.

Die mindestens 18 und maximal 50 jährigen männlichen Übeltäter – Frauen beklommen den Rohrstock nicht zu spüren – werden mit heruntergelassenen Hosen auf einem Gestell festgebunden. Mit ein wenig Fantasie konnte man sich das Bild am Prozesstag ausmalen. Hinze und Knorre erschienen in Gefängnisuniform mit kurzen Hosen und einfachem Hemd im Gerichtssaal.

Der Rohrstock wird über Nacht ins Wasser getränkt

Der Rohrstock darf maximal 1,27 Zentimeter dick sein und wird in der Nacht zuvor in Wasser getränkt, damit er nicht zersplittert, und desinfiziert. Die rohrstockschwingenden „robust gebauten“ Gefängniswärter sind Kampfsportexperten, die ihr ganzes Körpergewicht in die Hiebe setzen.

Selbstverständlich passt ein Arzt auf. Schließlich muss auch Singapurs Prügelstrafe seine Regeln haben.