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Spaßvogel hinter markanter Fassade: Uwe Friedrichsen ist tot

Spaßvogel hinter markanter Fassade: Uwe Friedrichsen ist tot

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ddp images editorial-8_71046170-highres.jpg Foto: ddp images/Philipp Guelland
Uwe Friedrichsen ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Man kannte ihn vor allem aus dem Fernsehen. Seine Liebe galt aber dem Theater.

Berlin. 

Lederjacke, Hemd mit Schlips und dazu diese unvergessene Stimme: „Zollfahndung. Kann ich bitte mal Ihre Papiere sehen?“ Wenn Hans Zaluskowski, der bärbeißige Zollfahnder aus der ARD-Serie „Schwarz Rot Gold“, diese Frage stellte, schauten ihm Millionen zu. Uwe Friedrichsen war Zaluskowski, respektvoll „Zallu“ genannt. Als am Montag die Nachricht von seinem Tod kam, war die längst vergessene Stimme aus der 80er-Jahre-Serie sofort wieder präsent. Uwe Friedrichsen ist am Sonntag im Alter von 81 Jahren in einem Hamburger Krankenhaus gestorben. Er habe unter einem Hirntumor gelitten.

Der Hamburger Hafen war für den Jungen aus dem Norden nicht nur der Ort, um als „Zallu“ den Wirtschaftskriminellen ans Leder zu gehen. Im Hafen verdiente sich der junge Friedrichsen das nötige Geld, um an seiner Schauspielerkarriere zu arbeiten. Gegen den Willen der Eltern: Der Sohn sollte doch lieber etwas Anständiges lernen. Er tat ihnen den Gefallen, wurde Kaufmann, Import/Export. Und brachte sich nebenbei das Schauspielen bei. „Ich habe das Fach nie gelernt, und ich bin heute der Meinung: Das, was den Schauspieler ausmacht, kann man nicht lernen – das hat man, oder man hat es nicht.“ Er hatte es und wurde in den fünfziger Jahren von Ida Ehre, der Prinzipalin der Hamburger Kammerspiele, entdeckt. Kurze Zeit später holte ihn der legendäre Gustaf Gründgens ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg.

Von Tatort, über Derrick bis zur Sesamstraße

„Hier ist ein Verrückter“ – der Ausruf eines Gründgens Assistenten ist überliefert, als Friedrichsen mit Maske, Kostüm und Requisiten zum Vorsprechen kam. „Sofort engagieren“, soll der für seine Disziplin und Perfektion bekannte Theaterleiter geantwortet haben. In der legendären „Faust“-Inszenierung spielte Friedrichsen neben Gründgens als Mephisto und Will Quadflieg als Faust den Schüler. „Ich habe ungeheuer viel von ihm gelernt. Ohne Gründgens wäre ich heute nicht der, der ich bin“, sagte Friedrichsen zu seinem 80. Geburtstag.

Auch ihm sagen die Kollegen einen Hang zum Perfektionismus nach, der eine Bremse für die Kreativität sein kann. Doch sein Spieltrieb war stärker: Nicht nur, dass er in Serien wie „Derrick“, „Tatort“ oder „Der Alte“ fest gebucht war – in der Sesamstraße, an der Seite von Lilo Pulver, zeigte er, dass hinter der markanten Fassade auch ein Spaßvogel steckte. Populär wurde er auch als Detektiv Jones Burte „John Klings Abenteuer“ (1965-70) und in „Spaß beiseite, Herbert kommt“ (1981).

Seine große Liebe blieb immer das Theater

Seine große Liebe blieb immer das Theater: Zuletzt sah man ihn am Ernst Deutsch Theater und am Ohnsorg-Theater. Dort schlüpfte er in die Rolle des legendären Hans Albers oder gab den Mephisto in Goethes „Faust“ auf Plattdeutsch.

Friedrichsen, der mit seiner zweiten Frau Ute in Seevetal bei Hamburg lebte, war immer sozial und politisch engagiert. „Wir sind in diese Welt gestellt mit einer Aufgabe, und wir müssen diese Aufgabe erfüllen“, sagte der Vater von vier Kindern. „Das Problem unserer Zeit ist, dass die Menschen zu wenig Zivilcourage haben.“

Friedrichsen war der Mann mit der markanten Stimme – er synchronisierte einige Male Peter Falk als Columbo und US-Star Donald Sutherland.

Der Schauspieler bleibt in Erinnerung – vor allem als „Zallu“.