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Charlie Sheen – ein Leben mit ausgestrecktem Mittelfinger

Charlie Sheen – ein Leben mit ausgestrecktem Mittelfinger

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Foto: Warner Bros.
Er ist ein Rüpel aus Leidenschaft und oft hart an der Grenze – Jetzt wird Charlie Sheen, der mit „Two and a Half Men“ zum Seriensuperstar wurde, 50.

Los Angeles. 

Man kann von Charlie Sheen viel behaupten, aber nicht, dass er besonders einsichtig ist. Und man muss schon eine ausgesprochen grobe Auswahl seiner übelsten Eskapaden treffen, damit das auf eine halbe Seite passt. Aber immerhin hat der Schauspieler in einer Talkshow mal gesagt: „Ich hätte mich auch gefeuert“. Das war so ein lichter Moment zwischen all den Besäufnissen. Er hatte Chuck Lorre, den Schöpfer der Fernsehkomödienreihe „Two and a Half Men“, die Sheen ein dreistelliges Millionenkonto verschafft hat, gerade wieder als „Scheißhaufen“ beschimpft, und der Sender meinte, es würde jetzt mal reichen.

Er hat keinenDrink ausgelassen

Am 3. September wird Charlie Sheen, der als Carlos Irwin Estévez in New York geboren wurde, 50. Manche halten das für ein medizinisches Wunder, denn es gibt nur wenige Drogen und keinen Drink, den er ausgelassen hätte. „Sterben ist nur was für Amateure und Idioten“, hat er dazu gesagt. Wenn er mal wieder volltrunken am Set von „Two and a Half Men“ auftauchte, wo er sich als Superchauvi praktisch selbst spielte, baute man sein Gestammel und Gestolper einfach in die Folge ein, schwören Beobachter der Dreharbeiten.

… und er setzt immer noch einen drauf!

Sheen pflegt die Klischees des losgelassenen Rüpels mit Inbrunst, und dass die Fans ihn lieben, ist aus deren Blickwinkel nur allzu verständlich: Im Gegensatz zu allen anderen Hollywoodgrößen, die sofort das Büßergewand überstreifen und kleinlaut beidrehen, wenn sich das bigotte Amerika über einen Fehltritt empört, setzt Sheen eher noch einen drauf: ein Leben mit ausgestrecktem Mittelfinger.

Und alles passt zusammen. Seine Schulkarriere beendete er kurz vor den Abschlussprüfungen der Highschool: zu schlechte Noten, zu selten da. Als Partylöwe dreht er regelmäßig durch in Hollywood, randaliert in Hotelzimmern, vermöbelt Fotografen, schreddert Nobelkarossen auf Malibus Klippen, lebt in bizarren Dreiecksbeziehungen mit Stripperinnen. Seine drei Ehen waren eine Farce, die vierte versprochene mit einem Pornostarlett sagte er rechtzeitig ab, das Sorgerecht für seine vier Kinder von zwei Frauen hat er verloren. 1990 soll er seine Freundin Kelly Preston mit einem Revolver bedroht haben, aus dem sich ein Schuss löste und die Schauspielerin am Arm verletzte. Weihnachten 1996 rief Brittany Ashland, die damals aktuelle Freundin, bei der Polizei an: Sheen hatte sie schwer verprügelt. Sein Vater Martin, der große Schauspieler und ein mehr als aufrechter Charakter in Hollywood, hat den Sohn schon eigenhändig zum Richter geschleppt. Es fällt schwer, alle Häuser aufzuzählen, denen Charlie Sheen sich laut Gerichtsbeschluss nicht mehr nähern darf.

Natürlich versumpft er auch in eher erheiternden Fettnäpfchen. So schlich er sich einmal, sehr schlecht verkleidet mit Sonnenbrille und angeklebtem Bart, aus dem Haus eines Luxus-Callgirls. Paparazzi, die ihn täglich verfolgen, fotografierten ihn, und als er es abstritt, wurde es erst recht peinlich.

Großer Ruhm – noch größerer Absturz

Dabei hätte alles anders kommen können, denn Sheen wurde mit Hauptrollen in Oliver Stones Klassikern „Platoon“ und „Wall Street“ in der 80ern zum Weltstar. Doch nach einer Reihe lausiger Filme kam das Fernsehen, der große Serienruhm, das ganz große Geld – und der noch größere Absturz.

Warum er sein Leben nicht in den Griff kriege, wollte Talkmaster David Letterman vor ein paar Jahren von ihm wissen. „Es liegt wahrscheinlich daran, dass ich ein ganz großes Arschloch bin“, hat Charlie Sheen ihm geantwortet. Noch so ein lichter Moment. Ist und bleibt aber eher die Ausnahme.