Veröffentlicht inPanorama

Mehr Geld? Kein Thema!

Mehr Geld? Kein Thema!

46975482--656x240.jpg
Foto: WAZ FotoPool
Bei der Erfolgs-Band Wise Guys wird manches anders – sogar mit Instrumenten.

Köln. 

Wie sie sich zum Interview so locker auf die Stufen setzen, ein Kölsch vor und den Dom hinter sich, wirken Dän und Eddi immer noch fast so frisch wie die Jungs, die vor 22 Jahren in Köln Abi und nebenbei Musik gemacht haben. Doch heute ist aus der Schulkapelle die erfolgreichste deutsche A-Capella-Band geworden. Morgen spielen die insgesamt fünf Wise Guys vor gut 20 000 Zuhörern auf dem Katholikentag in Mannheim – und wenn in einer Woche ihr neues Album „Zwei Welten“ erscheint, wäre alles andere als eine Top-10-Platzierung eine Enttäuschung.

Die Wise Guys haben eine Erfolgsgeschichte geschrieben, aber eine fürs Musikgeschäft vergleichsweise maßvolle. Das mag am Nischen-Genre liegen, das die fünf Sänger besetzen. Vielleicht liegt es aber auch an einer gewissen Bescheidenheit. „Ich habe nach wie vor den Wunsch, mit unserer Musik möglichst viele Menschen zu erreichen“, sagt Frontmann und Cheftexter Daniel „Dän“ Dickkopf, „aber wir haben keine Ambitionen, unbedingt noch viel mehr Geld verdienen zu müssen.“

Liebe und Alltagssorgen

Angesichts von Zuschauerzahlen und Verkaufserfolgen sieht er die Wise Guys „am Limit. Wir haben a-capella-mäßig erreicht, was man erreichen kann.“ Wohl auch deshalb geht es den Wise-Guys derzeit weniger um „mehr“, als um „anders“.

Wie beim Album „Zwei Welten“. Das kommt beim ersten Hören recht konventionell daher: Musikalisch professionelle Songs, bei denen die fünf Sänger mit ihren Stimmen die komplette Instrumentalisierung übernehmen. Textlich dreht es sich um die Liebe, um Alltagssorgen („Deutsche Bahn“) und -philosophie („Ich weiß nicht, was ich will“). Es gibt heitere Gute-Laune-Musik („Die Sonne scheint mir auf den Bauch“) und einen lokalpatriotischen Beitrag („Ich komm’ aus Hürth“) im schon vom letzten Album bekannten Hip-Hop-Stil. Ein bekannter Mix – doch alles andere als oberflächlich, wie Edzard „Eddi“ Hüneke betont. Auch Dän legt Wert darauf, dass „Zwei Welten“ deutlich mehr Tiefgang hat als frühere Wise-Guys-CDs. Er wolle „niemanden missionieren“, betont Dän. Aber „jetzt gibt es viel mehr Songs, die zum selber nachdenken einladen“.

Wirklich neu und anders wird es bei den Wise Guys indes ab Herbst, wenn gewissermaßen die zweite Welt des Doppelalbums erscheint: Ein Großteil der „Zwei-Welten“-Songs mit Instrumenten. „Das ist nicht der schleichende Abschied vom A-Capella-Gesang“ beruhigt Dän. Es sei vielmehr ein „Lebenstraum“ gewesen, die eigenen Songs auch mal auf diese Weise zu präsentieren. Dan ist längst nicht sicher, dass alle Fans den Ausflug in die Welt der Instrumente goutieren – zumal künftig auch gelegentliche Live-Einlagen mit Klavier oder Gitarre geplant seien.

Der Bassist geht

In zwei zunehmend unterschiedlichen Welten leben indes auch Bassist Ferenc und der Rest der Wise-Guys. Wie berichtet, will man sich Ende des Jahres trennen. „Das war ein Schock, aber mit Ansage“, sagt Eddi. Ferenc gefällt nach wie vor das Singen, aber immer weniger der immer größer werdende Trubel drumherum. Das habe sich abgezeichnet. Bis Ende des Monats können sich potenzielle Nachfolger bewerben – spätestens zum Jahresende soll der neue Bass dann präsentiert werden. Es könne sein, „dass der neue Bass überhaupt keine früheren Nummern von Ferenc singt“, sagt Dän.