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Frau von Claus Theo Gärtner schwärmte schon als Kind für ihn

Frau von Claus Theo Gärtner schwärmte schon als Kind für ihn

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4301.jpg Foto: Amin Akhtar
Am Montag erscheint die Biografie von „Matula“-Darsteller Claus Theo Gärtner und seiner Frau Sarah. Die schrieb ihm schon früh Fanpost.

Claus Theo Gärtner, 73, der mit der tiefen Raucherstimme, ermittelte von 1981 bis 2013 als Detektiv Matula in der ZDF-Serie „Ein Fall für zwei“. Demnächst wird es eine neue Krimireihe mit ihm im ZDF geben, schlicht „Matula“ genannt. Dass er auch Rennfahrer ist, Theater-Mime, dass ihm Kollege Bruno Ganz einmal die schlimmsten Schmerzen zugefügt hat, er unfreiwillig auf LSD spielen musste und dass seine Frau, Autorin Sarah Gärtner, 35 Jahre jünger ist als er und schon als Teenager für ihn schwärmte, davon weiß man nur kaum etwas.

In seinen Memoiren, „Matula, hau mich raus!“ (Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf) erzählt er nun von seinem bewegten Leben. Diana Zinkler sprach mit ihm bei seinem Berliner Lieblingsitaliener.

Warum haben Sie jetzt mit 73 Jahren zusammen mit Ihrer Frau Ihre Memoiren geschrieben?

Claus Theo Gärtner: Viele meiner Weggefährten sind schon tot. Und ich hatte das Gefühl, wenn ich es jetzt nicht mache, dann schaffe ich es nicht mehr.

Durch die Rolle „Matula“ haben Sie sich kennengelernt?

Gärtner: Als Sarah zwölf Jahre alt war, schrieb sie mir einen Brief mit ziemlich besonderen Fragen, die hätten auch von Marcel Proust sein können. Dabei lag noch ein Linolschnitt von meinem Gesicht. Das hat mich so sehr beeindruckt, dass ich am nächsten Tag angerufen habe.

Sie rufen einfach einen jüngeren Fan an?

Gärtner: Wenn Sie die Fragen gelesen hätten, hätten Sie auch angerufen. Und außerdem, Fanpost habe ich nur selten beantwortet, und ich wollte das Mädchen nicht hängen lassen. Als ich anrief, erwischte ich nur ihren Vater, und als ich mit ihr sprechen wollte, kriegte sie vor Aufregung keinen Ton raus. Ich versprach, mich am nächsten Tag noch einmal zu melden, was ich natürlich vergessen habe. Jahre später, da studierte Sarah bereits Journalismus, trafen wir uns wieder, sie kam zum Set und wollte ein Porträt über mich schreiben. Da kam dann raus, dass sie diejenige mit dem Linolschnitt war.

Frau Gärtner, waren Sie all die Jahre verknallt in Ihren heutigen Mann?

Sarah Gärtner: Das war nur jugendliche Schwärmerei! Mit der Zeit verging das. Als ich dann später eine Geschichte über ihn machen wollte, habe ich mich gefragt, ob das wirklich eine gute Idee ist. Ich dachte, vielleicht verdirbt mir das auch die Kindheitserinnerung.

Claus Theo Gärtner: Aber es kam ja Gott sei Dank anders.

Hatten Sie keine Skrupel wegen des Altersunterschieds?

Gärtner: Natürlich. Aber wo die Liebe hinfällt, ich konnte da nichts machen. Nach einem Jahr habe ich dann ihren Vater kennengelernt. Der ist zehn Jahre jünger als ich, ich war furchtbar aufgeregt, aber er begrüßte mich gleich mit einem Glas Whiskey. Den musste ich austrinken, wo ich mich schon erdreistete, mich an seine Tochter ranzumachen.

Neben der Schauspielerei sind Sie auch Rennen gefahren. Die meisten Ihrer Stunts führten Sie selbst aus. Hat Sie in all den Jahren keiner vor sich selbst geschützt?

Gärtner: Für mich waren die Fahrten, die ich selbst gemacht habe, nicht gefährlich. Einmal bin ich mit meinem Alfa Romeo auf dem Dach gelandet, aber das war nur ein Versehen. Außerdem war ich angeschnallt, da passiert so schnell nichts. Aber mal im Ernst, gefährliche Sachen haben mich schon immer angezogen, das Adrenalin brauche ich.

Ihr Leben begann schon ziemlich abenteuerlich. Als Baby entkamen Sie wie durch ein Wunder dem Tod.

Gärtner: Ich bin 1943 geboren, mein Vater war im Krieg und meine Mutter und ich liefen vor einem Bombenalarm davon. Mein Onkel Hans war damals zu Besuch, sie hatte alle Hände voll mit Klamotten und bat ihn, den Kinderwagen zu nehmen. Sie rannten. Onkel Hans war ziemlich panisch, der hatte noch nie eine Bombennacht erlebt. Als sie im Bunker ankamen, beugte sich meine Mutter über den Wagen und schrie: Der ist ja leer! Sie rannten zurück. Und da lag ich in der Gosse. Die Leute trampelten um mich herum, wie durch ein Wunder blieb ich völlig unversehrt.

Sie spielten mal im Oldenburger Theater unter LSD-Einfluss. Wie kam es dazu?

Gärtner: Nein. Das war anders: Ich war nach wochenlangen Proben und der Generalprobe so müde und wollte vor der Premiere noch schlafen. Ich ging also zum Regisseur Moc Thyssen. Der sagte, es sind nur noch zwei Stunden bis zum Auftritt. Und holte aus seiner Brieftasche eine kleine Pille. Ich hatte nie was genommen, aber müde wie ich war, habe ich das Ding geschluckt. Und dann erlebte ich das Schlimmste. Ich sah nur noch verschwommen, alles war violett. Für jedes Wort musste ich kämpfen, zum Glück hat keiner was gemerkt, aber für mich war es die Hölle. Später stellte sich raus, der Regisseur wusste selbst nicht, dass das keine Koffeintablette war, sondern LSD.

War das damals üblich so?

Gärtner: Jedenfalls nicht für mich.

Ihr Kollege Bruno Ganz hat Ihnen ebenfalls mal Schmerzen zugefügt, was steckt dahinter?

Gärtner: Ich rutschte auf einer nassen Bühne aus, riss mir an einer Glasplatte den Oberschenkel auf. Das war in einer Generalprobe, wir mussten unterbrechen, weil die Wunde so stark blutete. In der Garderobe machte Bruno kurzen Prozess, riss mir die Hose auf und schüttete mir eine Flasche uraltes Jod über das Bein. Das hatte er als Sanitäter bei der Schweizer Armee gelernt. Vorher dachte ich, die Wunde ist schmerzhaft, aber ich hatte in Bruno und diesem Jod meinen Meister gefunden!

Zu Beginn des neuen „Matula“ wird der alte Ermittler fast ertrunken an einen Nordseestrand gespült. Ist Matula am Ende?

Gärtner: Das ist eine Rückblende, so geht der Film los, und es wird erzählt, wie es so weit kommen konnte. Mehr darf ich nicht verraten. Aber nur so viel: Matula ist ein Kämpfer.