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„Ein Sommer in den Bergen“ – eine volle Kanne Alpenglück

„Ein Sommer in den Bergen“ – eine volle Kanne Alpenglück

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Foto: Christiane Pausch
ZDF zeigt die Liebesgeschichte „Ein Sommer in den Bergen“. Und macht keinen Hehl daraus, welches Lebensmodell besser ist: das falsche Großstadtleben und das richtige Dörflerdasein. Er ist aber auch klug genug, zu zeigen, dass für manchen die Idylle auch zu eng ist.

Berlin. 

Warm, süß und saftig: Zu Pfingsten liefert das ZDF eine volle Kanne Alpenglück. „Ein Sommer in den Bergen“ (Sonntag, 20.15 Uhr) ist ein moderner Arztroman, verfilmt zwischen glotzenden Milchkühen und glitzernden Bergseen. Ein Fernsehstück das aussieht, wie ein Germknödel schmeckt: Wer lieber Hering mit Gurken mag, sollte sich am Sonntagabend ein anderes Programm suchen.

Muriel Baumeister spielt die Hamburger Unfallchirurgin Pia, die sich kurz vor dem Burnout in eine Ferienwohnung auf der Alm rettet. Pia hat Leo dabei, ihren 13-jährigen Sohn, der beim Anblick von Bergfrieden und Waldesruh erst mal die Krise kriegt. Zum Glück ist der Bub nicht blöd und knackt schon nach ein paar Stunden die harte Schale des knurrigen Almöhi, dem Hof und Ferienwohnung gehören.

Es folgen: liebevoll gespielte Szenen der neuen Freundschaft zwischen Ferienkind und Ersatzopa – mit allem was dazu gehört. Leo darf im Heu schlafen und Kühe melken. Der Almöhi wird weich und kann endlich auch wieder mit seinem eigenen, beinahe verlorenen Sohn reden.

Gehetzte Karrierefrau und sinnerfüllter Landarzt

Und Pia? Sie sieht überhaupt nicht so übernächtigt und fertig aus, wie das Drehbuch permanent behauptet. Was natürlich auch Peter (Heikko Deutschmann) auffällt. Der Sohn des Almöhi ist der Dorfdoktor, verfügt über blaue Augen und eine mitfühlende Seele und – schwupps – sind die beiden heftig ineinander verknallt. Das war ja klar: Die Liebesgeschichte zwischen der gehetzten Karrierefrau und dem sinnerfüllten Landarzt ist eine neue Folge aus der Serie „Herzkino“ – aber deutlich besser gemacht als der Durchschnitt.

Der Berg ruft

Das falsche Großstadtleben und das richtige Dörflerdasein – der Film macht keinen Hehl daraus, welches Lebensmodell er für besser hält. Aber er ist klug genug, zu zeigen, dass für manchen die Idylle auch zu eng ist. Pias Halbschwester Marie hat jahrelang versucht, mit ihrer Hippieseele im Alpendorf glücklich zu werden. Als die Hamburger Verwandtschaft überraschend auftaucht, kommt auf einmal ihr ganzes Lebensmodell auf den Prüfstand.

Schauspielerin Stefanie Stappenbeck gelingt dabei ein kleines Kunststück: Sie spielt Marie als Frau, deren einstige Flippigkeit droht, in Alltagsritualen zu erstarren. Die dabei ist, mitten in all der Naturschönheit grau zu werden. Das kann sie gut: Etwas bittere, mit sich selbst ringende Frauen zu spielen, die im Grunde ihres Herzens aber lebenslustige, tatendurstige Mädchen sind.

Neuer Star einer modernen Heimatfilmreihe

Eine echte Überraschung liefert Muriel Baumeister: Wer die hübsche Deutsch-Österreicherin noch als zartes, großäugiges Geschöpf in Erinnerung hat, wird sich wundern. Baumeister ist heute eine stattliche Frau, die mit ihren bergseeblauen Augen und dem Grübchenlächeln zum Star einer modernen Heimatfilmreihe werden könnte.

Nachdem das „Vollweib“ Christine Neubauer ihre Fans letztes Jahr mit einem radikalen Typwechsel konfrontiert hatte, steht hier eine neue, überzeugende Kandidatin bereit. Der Berg ruft – ob die Baumeister kommt?