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China: Todesstrafe für Deutschen

China: Todesstrafe für Deutschen

Zum ersten Mal ist ein Deutscher in China zum Tode verurteilt worden. Der 36-Jährige war wegen Doppelmordes aus Eifersucht an seiner ehemaligen Freundin und deren Lebensgefährten angeklagt.

Peking. 

Eigentlich hatte die chinesische Führung Anfang des Jahres eine Lockerung des Strafrechts versprochen und angekündigt auch die Todesstrafe sehr viel seltener zu verhängen. Zumindest für einen 36-jährigen Deutschen wird daraus sehr wahrscheinlich nichts mehr. Ein Volksgericht in der südostchinesischen Stadt Xiamen hat ihn am Mittwoch wegen Doppelmordes zum Tode verurteilt. Sollten die höheren Gerichte das Urteil bestätigen, wäre es das erste Mal, dass in China seit Gründung der Volksrepublik vor 65 Jahren ein Deutscher hingerichtet wird.

Die Tat des 36-Jährigen geht auf ein Eifersuchtsdrama vom Sommer 2010 zurück. Der Mann aus Teisendorf im oberbayerischen Chiemgau hatte in Xiamen seine Exfreundin – eine Venezolanerin – und ihren neuen Freund aufgespürt. Der Täter und die Frau kannten sich aus dem Studium in München. Sie hatte sich bereits im Sommer 2005 von ihm getrennt. 2006 ging sie fürs Studium nach Xiamen. Mit ihrem neuen Freund – ebenfalls ein Deutscher – hatte sie ein zweijähriges Kind. Es lebt heute als Vollwaise bei Verwandten des getöteten Deutschen.

Auswärtiges Amt kämpftegegen die Todesstrafe

Chinesische Medien von damals berichten, der Täter habe die beiden in ein Luxushotel gelockt. Noch bevor sie ankamen, griff er sie auf offener Straße mit einem Hammer und einem Messer an. Damaligen Augenzeugenberichten zufolge soll er zunächst mit dem Hammer so lange auf den Schädel des Mannes eingedroschen haben, bis dieser zusammenbrach. Anschließend erstach er die Frau mit dem Messer. Der 36-Jährige wollte sich im Anschluss der Bluttat selbst töten und verletzte sich dabei schwer.

Das Volksgericht von Xiamen hatte ihn bereits vor drei Jahren schuldig gesprochen, mit dem Ur­teil aber gewartet. Das ist in China häufig der Fall. Mit der Urteilsverkündung dürfte es wahrscheinlich auch deswegen gedauert haben, weil sich das Auswärtige Amt in Berlin einschaltete und sich dafür einsetzte, dass keine Todesstrafe gegen ihn verhängt wird. Das Auswärtige Amt betreut den 36-Jährigen auch weiter konsularisch.

Der chinesische Anwalt des 36-Jährigen wollte sich nicht zu dem Urteil des Volksgerichts äußern. Er wies lediglich darauf hin, dass das Urteil auch noch von mindestens zwei höheren Instanzen bestätigt werden müsse, darunter auch vom Obersten Gericht in Peking. Einen Zeitplan konnte er nicht nennen.

Amnesty: China ist das Land mit den meisten Todesstrafen

Nach Angaben von Amnesty International ist China das Land mit den meisten Todesstrafen. Genaue Zahlen gibt die chinesische Führung nicht bekannt. Doch die Menschenrechtsorganisation vermutet, dass in der Volksrepublik allein 2012 Jahren mehr Menschen hingerichtet wurden als in allen anderen Ländern zusammen, wahrscheinlich mehrere Tausend. China selbst beteuert, die Zahl der Exe­kutionen sei in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen.

Im vergangenen Jahr hatte die neue Führung unter Staatspräsident Xi Jinping angekündigt, die Zahl der Verbrechen zu reduzieren, auf die die Todesstrafe steht. Und auch die Verhängung solle seltener erfolgen, sondern in lebenslange Haft umgewandelt werden.