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Kampf gegen Drogen: 90 Haftbefehle gegen Mafia-Mitglieder – Festnahmen auch in NRW

Kampf gegen Drogen: 90 Haftbefehle gegen Mafia-Mitglieder – Festnahmen auch in NRW

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Kampf gegen Drogen: 90 Haftbefehle gegen Mafia-Mitglieder – Festnahmen auch in NRW

Kampf gegen Drogen: 90 Haftbefehle gegen Mafia-Mitglieder – Festnahmen auch in NRW

Die 'Ndrangheta – Italiens mächtigster Mafia-Clan

Die kalabrische 'Ndrangheta gilt als mächtigste Mafia Italiens. Keine andere Gruppe ist in Deutschland so aktiv. Ihr wichtigstes Geschäft ist der Kokain-Schmuggel.

  • Schlag gegen die organisierte Kriminalität: In mehreren Ländern sind Ermittler gegen die italienische Mafia vorgegangen
  • Es gab zahlreiche Festnahmen
  • Im Visier war die derzeit mächtigste Mafia-Organisation

Köln. 

Ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität: Mit einer großangelegten Razzia sind Ermittler in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien gegen Mitglieder der italienischen Mafia-Organisation ‚Ndrangheta vorgegangen. Ab den frühen Morgenstunden durchsuchten Ermittler mehrere Objekte, darunter auch Pizzerien.

Die Europäische Justizbehörde Eurojust koordinierte die internationale Aktion mit dem Codenamen „Pollino“. Nach Angaben der italienischen Polizei wurden bislang 90 Menschen in Europa und in Ländern Südamerikas gefasst. Ihnen wird unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und die Zugehörigkeit zu einer Mafiaorganisation vorgeworfen.

Es wurden bis zu 4000 Kilogramm Kokain sowie 140 Kilogramm Ecstasy-Pillen beschlagnahmt.

In Nordrhein-Westfalen hatte die Polizei nach Angaben der Kölner Ermittler insgesamt 23 Objekte durchsucht, außerdem vier weitere in Berlin, vier in Thüringen, zwei im belgischen Verviers und zwei Objekte in Spanien (Mallorca). In NRW und Berlin wurden sieben Tatverdächtige verhaftet.

Razzia gegen Mafia: Kölner Polizei nimmt den Hauptmafioso fest

Unter dem Namen „Falabella“ hatte eine Ermittlergruppe beim Kölner Kriminalkommissariat verdeckt ermittelt. Auf die Spur der mutmaßlichen Mafia-Mitglieder sind die deutschen Ermittler nach eigenen Angaben durch den Fund von massenweise Kokain in einem präparierten Pferdetransporter gekommen.

Der Transporter sei vor zwei Jahren im britischen Fährhafen Harwich sichergestellt worden. Den mutmaßlichen Mafiosi werden bisher mindestens 23 solcher Transporte von jeweils 80 Kilogramm Kokain aus den Niederlanden nach England zur Last gelegt, wie die Kölner Polizei am Mittwoch mitteilte.

Der Haupttäter soll ein 45-jähriger italienischer Gastwirt aus Pulheim in NRW sein.

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Mafia ‚Ndrangheta bestimmt den Kokain-Handel in Westeuropa

Die ‚Ndrangheta hat in Westeuropa den Kokain-Handel im Griff, soll sogar 80 Prozent des gesamten Handels weltweit besitzen und Kontakte nach Kolumbien haben. Europol schätze den Verdienst der Drogenbosse jährlich auf rund 40 Milliarden Euro. In Deutschland werde das Geld gewaschen.

Mafia-Mitglieder führten ein unauffälliges Leben

Das NRW-Innenministerium sagte etwas über die Tarnung der Mafia: „Mutmaßliche Mitglieder in Deutschland führen zumeist ein eher unauffälliges Leben und etablieren sich zum Beispiel als selbstständige Mittelständler und Gastronomen.“ Sie nutzten Familienstrukturen und Restaurants, um unterzutauchen.

Mafia-Streit in Duisburg in 2007

Bekannt geworden ist die Drogen-Mafia ‚Ndrangheta in Duisburg durch die Morde am 15. August 2007. Vor dem italienischen Restaurant „Da Bruno“ wurden sechs Italiener in ihren Autos durch Schüsse getötet. Ein Streit zwischen dem Pelle-Vottari-Clan und dem Strangio-Nirta-Clan war der Auslöser für die Bluttat. Der Haupttäter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

In Bayern durchsuchten die Ermittler zwei Objekte. Sie liegen im Osten des Großraums München, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Ermittlerkreisen erfuhr. Festgenommen wurde dort niemand.

Eurojust will am Mittwoch in Den Haag über die Ermittlungen informieren. Das BKA will am Nachmittag (15 Uhr) auf einer Pressekonferenz in Wiesbaden Details bekanntgeben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa gab es auch in Südamerika Einsätze.

Zwar gelingen italienischen Ermittlern immer wieder Schläge gegen die Clans, jedoch streckt die ‚Ndrangheta ihre Tentakeln immer weiter aus. Anders als es in Filmen dargestellt wird, führt die Mafia weniger blutige Straßenkämpfe aus: Stattdessen agiert sie meist im Verborgenen und infiltriert staatliche und wirtschaftliche Einrichtungen.

In Deutschland gibt es keine strengen Anti-Mafia-Gesetze

Anders als in Italien gibt es in Deutschland keine strengen Anti-Mafia-Gesetze. Dort ist schon die Mitgliedschaft in einer mafiösen Organisation eine Straftat – in Deutschland nicht.

Traditionell ist die Mafia in Deutschland unter anderem in Nordrhein-Westfalen stark vertreten, wenngleich sie keine herausragende Rolle unter den organisierten Kriminellen spielt.

In 214 Verfahren aus diesem Spektrum, die zwischen 2012 und 2016 in den Polizeibehörden des Landes bearbeitet wurden, gab es nur in zehn Fällen überwiegend italienische Tatverdächtige, wie aus früheren Angaben des NRW-Innenministeriums hervorgeht. (js/dpa)